Ein Stundenentwurf zum Thema Martin Luther und die Reformation
Martin übersetzt die Bibel
Die Schüler:innen werden zu Worterfinder:innen und Bibelübersetzer:innen und entdecken dabei die Bibelübersetzung von Martin Luther
ab Klasse 3
2 x 45 Min.
1. Aktivierung
Die Schüler:innen basteln Wort-Erfindungsmaschinen und erfinden damit neue Worte. Diesen Worten weisen sie Bedeutung zu. Die Schüler:innen präsentieren ihre jeweils beste Wort-Erfindung und erklären die Bedeutung des Wortes.
3. Einstieg II
Die Schüler:innen entdecken exemplarische Wortschöpfungen Martin Luthers und erschließen deren Bedeutung. Die Lehrkraft informiert darüber, dass Luther viele Worte für seine Bibelübersetzung erfunden hat.
4. Erarbeitung I
Die Schüler:innen übersetzen einen Vers aus dem griechischen Text in eine deutsche Sprachfassung.
Sie entdecken dabei Grundlagen der Übersetzungsarbeit.
1. Aktivierung
Die Lehrkraft eröffnet den Austausch im Plenum mit der Frage, ob die Schüler:innen jemals Worte erfunden haben. Nach einem kurzen Austausch dazu präsentiert die Lehrkraft die Wort-Erfindungsmaschine.
Jede:r Schüler:in erhält einen Ausdruck der Wort-Erfindungsmaschine und eine Briefverschlussklammer. Eine ausreichende Anzahl an Scheren liegt bereit. Die Schüler:innen basteln in Einzel- oder Partnerarbeit eine Wort-Erfindungsmaschine. Die Funktionsweise der Wort-Erfindungsmaschine wird gemeinsam erschlossen. Jede:r Schüler:in erfindet in Einzel- oder Partnerarbeit einige Worte und schreibt diese auf.
Die Schüler:innen präsentieren ihre jeweils beste Wort-Erfindung im Plenum und erklären die Bedeutung des Wortes.
Alternativ und zeitsparend kann die Wort-Erfindungsmaschine einmal in einer vergrößerten Version gebaut und gut zugänglich im Klassenraum aufgestellt werden. Freiwillige Schüler:innen drehen ihre Worterfindung und stellen diese den anderen vor.
Sozialform, Sitzordnung
Methodisch-didaktischer Kommentar
Material
2. Einstieg I
Die Lehrkraft spielt den ersten Audioanteil ein. Darin stellt sich Martin Luther den Schüler:innen vor.
Nach dem Abspielen kann die Lehrkraft erfragen, was den Schüler:innen ansonsten zu Martin Luther und seiner Bibelübersetzung einfällt.
Martin Luther stellt sich vor
Mein Name ist Luther, Martin Luther. Manche sagen „der Philosoph“ zu mir, weil ich mir viele Gedanken über Gott und die Welt mache. Für eine kurze Zeit wurde ich auch Junker Jörg genannt. Aber das ist eine andere Geschichte. Ich wurde im Jahr 1483 geboren, also vor mehr als 500 Jahren. Nach meiner Schulzeit habe ich an der Universität in Erfurt ein Jurastudium begonnen. Aber dann habe ich ein einschneidendes Erlebnis gehabt, was mich zum Nachdenken über mich und mein Leben gebracht hat. Ich habe mich entschieden, mein Studium abzubrechen und ins Augustinerkloster in Erfurt einzutreten und Mönch zu werden. Schließlich habe ich dann Theologie studiert. Meinem Spitznamen „der Philosoph“ habe ich weiter alle Ehre gemacht und viel über Gott und die Welt nachgedacht. Mir wurde wichtig: Jeder Mensch soll seinen Glauben an Gott selbst bestimmen können. Zu meiner Zeit war dies nicht selbstverständlich. Die Kirche bestimmte, was der richtige Glaube sei und wie Christenmenschen zu leben hatten. Und weil die Menschen in den Gottesdiensten nichts verstanden und nicht selbst in der Bibel lesen konnten, konnten sie nicht widersprechen. Aber dazu später mehr. Ich fasste einen Entschluss: An diesem Zustand wollte ich etwas ändern. Zu meinem Entschluss gehörte auch, dass ich die Bibel in die deutsche Sprache übersetzen wollte, so dass alle Menschen sie selbst lesen konnten. Damit begann ich Ende 1521.
Sozialform/ Sitzordnung
Plenum
Methodisch-didaktischer Kommentar
Material
3. Einstieg II
Die zwölf exemplarischen Wort-Erfindungen Martin Luthers werden als Wortwolke zugänglich gemacht. Die Wort-Erfindungen werden laut vorgelesen. Die Schüler:innen können sich eines der Worte aussuchen und versuchen, dem gewählten Wort eine Bedeutung zuzuweisen. Im Plenum wird über die mögliche/tatsächliche Bedeutung der Worte ausgetauscht.
Mögliche Frage zum Austausch: Welche dieser Wort-Erfindungen könnte eurer Einschätzung nach in der Bibelübersetzung Martin Luthers tatsächlich vorkommen?
Morgenland: Matthäus 2,1
wetterwendisch: Markus 4,17
Feuereifer: kommt nicht vor
Judaslohn: kommt nicht vor, aber siehe Matthäus 26,14-16
Herzenslust: 1. Thessalonicher 2,8
Lückenbüßer: kommt nicht vor
friedfertig: Jakobus 3,17
Machtwort: kommt nicht vor
Langmut: Römer 2,4
Nächstenliebe: kommt nicht vor, aber siehe Matthäus 22,39
Lästermaul: Sprüche 4,24
Bluthund: 2. Samuel 16,8
Sozialform/ Sitzordnung
Plenum
Methodisch-didaktischer Kommentar
Material
4. Erarbeitung I
Die Schüler:innen werden zu Übersetzer:innen in einem Übersetzungsbüro. Sie bekommen den Bibelvers aus Lukas 2,7 in griechischer Sprachform, dazu die deutschen Begriffe.
Die Aufgabe besteht darin, aus dem vorhandenen Wortbestand einen einfach lesbaren und gut verständlichen Satz zu erstellen.
Sozialform/ Sitzordnung
Einzelarbeit, ggf. Partnerarbeit
Methodisch-didaktischer Kommentar
Material
5. Austausch I
Freiwillige Schüler:innen stellen ihren übersetzten Satz aus der Einzelarbeit im Plenum vor.
Im Austausch besprechen die Schüler:innen Fragen der Übersetzungsarbeit:
Sozialform/ Sitzordnung
Plenum
Methodisch-didaktischer Kommentar
Material
Kein Material erforderlich
6. Input
Die Lehrkraft spielt den Audiotext von Martin Luther ein.
Martin Luther will die Bibel übersetzen
Ich bin es wieder: Martin, Martin Luther.
Gerade komme ich aus einem Gottesdienst. Ich habe sie mir angeschaut, die Menschen dort: Sie sitzen in den Bänken und verstehen nicht, worum es geht. Im Gottesdienst wird vor allem Lateinisch gesprochen. Deshalb verstehen die Gottesdienstbesuchenden nicht, was gesagt wird. Auch die Bibeltexte werden in lateinischer Sprache vorgelesen. Das verstehen nur die Priester und Gelehrten. Alle anderen verstehen nichts.
Man könnte denken, die Menschen sollen es zu Haus nachlesen, wenn es sie überhaupt interessiert. Aber auch das geht nicht: Eine Bibel in einer einheitlichen deutschen Übersetzung gibt es nicht. Und gäbe es eine, könnten sich nur wenige Menschen eine leisten, so teuer ist die Buchherstellung.
Dabei wäre es so wichtig, dass jeder Mensch die Bibel selbst lesen könnte. Denn jeder Mensch hat ein Recht darauf, seinen eigenen Glauben an Gott zu suchen und zu finden. Dazu muss es auch eine Bibel in deutscher Sprache geben.
Mein Entschluss steht fest: Ich will die Bibel in eine einheitliche deutsche Sprache übersetzen. Ich will dazu beitragen, dass jeder Mensch einfach lesen und gut verstehen kann, was in der Bibel steht und daraus den eigenen Glauben gestalten kann.
Sozialform/ Sitzordnung
Plenum
Methodisch-didaktischer Kommentar
Material
7. Erarbeitung II
Die Schüler:innen bekommen die Vorlage Übersetzungsvergleich ausgehändigt. Ihre Aufgabe besteht darin, die Bibelverse aus Lukas 2,10+11 in den vier unterschiedlichen Übersetzungsfassungen (Luther 2017, BasisBibel 2021, Gute Nachricht Bibel 2016 und Die Bibel. Übersetzung für Kinder 2016) zu vergleichen:
Sozialform/ Sitzordnung
Einzelarbeit oder Partnerarbeit
Methodisch-didaktischer Kommentar
Material
Ausdrucke der Vorlagen „Übersetzungsvergleich“
Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.
(Luther 2017)
Der Engel sagte zu ihnen: »Fürchtet euch nicht! Hört doch: Ich bringe euch eine gute Nachricht, die dem ganzen Volk große Freude bereiten wird. Denn heute ist in der Stadt Davids für euch der Retter geboren worden: Er ist Christus, der Herr.
(BasisBibel 2021)
Aber der Engel sagte zu ihnen: »Habt keine Angst! Ich habe eine große Freudenbotschaft für euch und für das ganze Volk. Heute ist euch der Retter geboren worden, in der Stadt Davids: Christus, der Herr!
(Gute Nachricht Bibel 2016)
Der Engel sagte zu ihnen: „Habt keine Angst. Denn ich bringe euch eine Nachricht voller Freude. Sie ist für das ganze Volk bestimmt. Heute wurde für euch der Retter geboren. Er ist Christus, der Herr. In der Stadt von David kam zur Welt.
(Die Bibel. Übersetzung für Kinder. Einsteigerbibel)
8. Austausch II
Die Lehrkraft trägt die Erarbeitung der Schüler:innen, am besten an einem Smartboard, zusammen.
Die Merkmale für eine einfach zu lesende und gut zu verstehende Übersetzung werden zusammengetragen.
Der Austausch kann mit der Frage erweitert werden, wie die (von der Schüler:innen wahrgenommene) einfachste Fassung bearbeitet werden könnte, damit sie noch einfacher zu lesen und besser zu verstehen ist.
Wird diese Erweiterung vorgenommen, können zwei Begriffserklärungen zum Bibeltext zugefügt werden:
Retter/Christus: Die Menschen im Volk Israel warteten auf einen Retter, den Gott versprochen hatte. Sie nannten ihn „Christus“. Das heißt „der Gesalbte“. Weil Könige mit Öl gesabt wurden, bedeutet Jesus Christus: Jesus ist König.
Stadt Davids: Betlehem wird deshalb so genannt, weil König David dort geboren wurde.
Die Schüler:innen erschließen die Begriffserklärungen. Es wird ausgetauscht, ob die Erklärungen zum Verstehen des Textes helfen. Es wird überlegt, ob es Texte gibt, die nicht weiter vereinfacht werden können und die darum eine zusätzliche Erklärung benötigen, um besser verstanden zu werden.
Es kann die Frage gestellt werden, ob der Einschätzung der Schüler:innen zufolge Texte aus der Bibel solche erklärungsbedürftigen Texte sind.
Sozialform/ Sitzordnung
Plenum
Methodisch-didaktischer Kommentar
Material
9. Ergebnissicherung
Den Schüler:innen wird dargelegt, dass Martin Luther zu seiner Zeit in einer vergleichsweise einfachen und gut verständlichen Sprache formuliert hat. Um seine Intention sichtbar zu machen, wird das verkürzte Zitat zugänglich gemacht:
„Man muss die Mutter im Hause, die Kinder auf der Gasse, den einfachen Mann auf dem Markt danach fragen, und denselben auf das Maul sehen, wie sie reden, und danach übersetzen, so verstehen sie es denn.“ (Sendbrief vom Dolmetschen, 1530)
Die Schüler:innen werden zum Austausch eingeladen:
Sozialform/ Sitzordnung
Plenum
Methodisch-didaktischer Kommentar
Material
„Man muss die Mutter im Hause, die Kinder auf der Gasse, den einfachen Mann auf dem Markt danach fragen, und denselben auf das Maul sehen, wie sie reden, und danach übersetzen, so verstehen sie es denn.“ (Sendbrief vom Dolmetschen, 1530)
Hintergrundwissen
Informationen zur Bibelübersetzung von
Martin Luther (Lutherbibel):
Weitere Informationen zu den bibeldidaktischen Themen dieses Stundenentwurfes finden Sie im
WiReLex (Wissenschaftlich-Religionspädagogisches Lexikon):
Bernd Schröder: Luther, Martin (1483-1546)
Johannes Träger: Reformation
Martina Kumlehm: Bildung, religiöse
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